Island – Tag 6: Ásbyrgi, Dettifoss, Selfoss & Námafjall (Hverir)
Im Norden hatten wir irgendwie recht viele Möglichkeiten. Auf dem Weg nach X liegen N andere Sachen, die man sich anschauen könnte. Ich wäre ja super gerne ins Innenland gefahren, nach Hveravellir. Aber wenn Google schon sagt die Fahrt dauert ewig und die Karte sagt, die Straße besteht aus Schotter – dann kann man sich schon denken, dass Hin- und Rückfahrt nicht an einem Tag reinpassen. Unsere Straßenkarte empfand ich übrigens als sehr große Hilfe. Sie hatte nicht nur einige Straßen drauf, die bei Google, und seltsamer weise auch im Navi, nicht auftauchten sondern zeigte welcher Straßenbelag zu erwarten war. Selbst beständige Furten waren eingezeichnet (wenn auch nicht ganz korrekt, wie sich später herausstellte).
Wir planten unsere Tagesroute nach Húsavík, weiter zu Ásbyrgi, runter zu Dettifoss & Selfoss und dann auf anderem Wege wieder zurück.
In Húsavík kann man laut sämtlichen Reiseführern super Whale Watching betreiben, aber das hat uns nicht sonderlich interessiert, weshalb wir dort nur einen Zwischenstopp zum Essen gemacht haben. Wir hatten eigentlich jeden Tag Brot dabei und kochten uns abends immer etwas, als wir dort tanken waren lächelte uns aber die Burgerkarte an. Es gibt in Island zwar kein McDonald’s oder Burger King, dafür haben die meisten Tankstellen einen Fastfood-Betrieb inne.
Ásbyrgi ist eine riesige hufeisenförmige Schlucht. Man kann von unten rein fahren und sieht die Steinwände um sich herum in die Höhe wachsen. Das haben wir gemacht. Es gibt auch einen Wanderweg oben entlang, der sicherlich großartig ist, aber das Wetter machte keine große Lust auf Wanderschaft.
Zu unserer Überraschung (ja, wir waren meistens nur so halb informiert über den Ort an den wir gehen, man muss ja auch noch Dinge entdecken) lag am hintersten Punkt der Schlucht ein kleiner See.
An der Schlucht vorbei fuhren wir auf der östlich liegenden Straße runter zu Dettifoss („stürzender Wasserfall“) und Selfoss. Ich kann euch sagen: die Straße ist sehr schnell in meine „Top 3 der schlechtesten Straßen auf denen wir in Island gefahren sind“ eingegangen. Man kann den Wasserfall entweder vom Osten oder vom Westen her besuchen. Im Westen gibt es von unten kommend eine geteerte Straße, von oben kommend eine Schotter-Nebenstraße. Wir kamen aber von oben und die Staße auf der wir fuhren sollte wenigstens eine geschotterte Hauptstraße sein (die auch echt gut sein können). Die Wasserfälle sollten von der Ostseite aus auch besser aussehen!
Als wir dann ankamen nieselte es ein bisschen. Wir entschieden uns die Regenhosen nicht anzuziehen – das bisschen Nieselregen! (Spoiler: es war keine gute Idee.) Es war sehr schade, dass man nicht viel sehen konnte. Wir waren aber froh, nicht auf der anderen Seite zu sein, denn es machte den Eindruck als könne man von dort noch viel weniger sehen. Ein sehr gewaltiger Wasserfall, dafür auch nicht gerade der schönste.
Die Wege runter zum Wasserfall Dettifoss waren gut begehbar. Witziger wurde es, als wir den anderthalb Kilometer langen Weg zum nächsten Wasserfall, Selfoss, einschlugen. Man klettert dabei über große Steine und kann zwar überall hin, aber es ist in Island allgemein keine gute Idee vom Weg abzukommen wenn man nicht viel davon hält leichtsinnig in den Tod zu stürzen. Teilweise gab es dort riesige Steinhaufen, die von einer naheliegenden Felswand abgebrochen waren. Dann wurde der Weg wieder besser und wir standen vor dem Wasserfall Selfoss, der breit gefächert verlief.
Auf der anderen Seite, ganz vorne am Wasserfall konnte man ebenfalls Menschen sehen die unbedingt bis zur bitteren Kante gehen mussten. Es wunderte mich an vielen Stellen, dass nicht mehr passiert an solchen Orten.
Wir waren an einem Punkt, an dem wir übrigens schon völlig durchnässt waren. Unsere Schuhe und Jacken hielten großartig, aber die Hosen waren sehr, sehr nass. Auch wenn es nur Nieselregen und Wasser vom Wasserfall war. Das war zum Glück der einzige Tag an dem ich es bereute keine Regenhose angezogen zu haben. Wir hatten sie immer in unserem Rucksack, aber da war es dann auch einfach schon zu spät dafür.
Ich wechselte gerade auf mein geliebtes 60mm Objektiv – weil die Pflanzen eingedeckt in Wassertropfen so herausstachen – als mein Akku nach zwei Bildern in die Binsen ging. Er sagte nur er wäre leer, ließ sich aber auch später durch Aufladen nicht so richtig reanimieren. Ich konnte ihn auch nicht in meinen Akkugriff setzen, da er sonst den anderen Akku mit runter zog. Allgemein hielten sich meine Akkus nicht sonderlich gut. Auch die zwei anderen die ich noch hatte sind schon nach der Hälfte der Auslösungen, die normalerweise gehen, leer. Vielleicht kommen sie langsam ins Alter.
Wir kämpften uns auf einem abenteuerlichen Weg zurück zum Parkplatz und machten uns auf den Rückweg. Der Himmel war noch verhangen, aber es regnete nicht mehr. Er war wie eine große Softbox und hat ein schönes Licht auf die Welt geworfen. Als wir dem See Mývatn näher kamen tat sich in diesem wunderschönen Licht vor uns Hverir auf, ein geothermales Gebiet. Direkt vor uns der Berg Námafjall. Ich nenne ihn bei Erzählungen immer Schwefelberg, wobei das wohl kein fachlich sonderlich korrekter Ausdruck ist. Ich hatte soetwas in meinem Leben noch nie gesehen und wir wussten auch gar nicht, dass das auf unserem Weg liegen würde – wir mussten also einfach nochmal halten.
Dann wurde es aber schnell dunkel (es war auch schon 20 Uhr), man sieht es ein bisschen am Bild (oder viel mehr am Rauschen darin), und wir fuhren weiter zurück zum Ferienhaus. Das war aber auch nicht weiter schlimm, wir wollten nämlich am nächsten Tag sowieso wieder in die Gegend und dann nochmal zu der Schwefellandschaft zurückkehren. Die restliche Fahrt dauerte noch knapp über zwei Stunden, nur um mal einen Eindruck davon zu geben wie weit manche Dinge dann doch außeinander lagen.
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